Es ist ein Mädchen !!!
Bericht aus der Dreieich Zeitung
Ein Erstling namens "Kaktussi" Petra Distler-Bäckers Roman:
Sticht nicht, aber strapaziert die Lachmuskeln
Stolz hält die Rodgauerin Petra Distler-Bäcker ihren Erstlingsroman "Kaktussi" in den Händen. (Foto: Pratsch)
KREIS OFFENBACH. "Kaktussi": So lautet der Titel des Erstlingsromans der Rodgauerin Petra Distler-Bäcker, die eigentlich als "Tonfrau" in der Region bekannt ist. Ein Buch, dessen reichlich schusselige Protagonistin von einer Lebenskatastrophe in die nächste stolpert - sehr zum Vergnügen des Lesers. Bemerkenswert: Der Roman wurde selbst verlegt und ist zudem ein echtes Gemeinschaftsprodukt.
"Ich will ‘nen Mann zum Knutschen und zum Quatschen. Und nur zur Not in getrennten Körpern. Aber irgendwie haut nicht einmal das annähernd hin." Es sind eigentlich die ganz normalen Wünsche einer modernen Single-Frau, die Liz umtreiben. Womit die Enddreißigerin, die in der Nähe von Frankfurt lebt, allerdings nicht rechnet, ist die Komplikation, dass gleich zwei Männer in ihrem ohnehin reichlich wirren Leben auftauchen.
Was die frisch gebackene Romanautorin Petra Distler-Bäcker von ihrer Protagonistin unterscheidet, ist eindeutig der Umstand, dass sie den Mann fürs Leben schon lange gefunden und bereits zwei erwachsene Kinder groß gezogen hat. Schwer erziehbar ist im Leben der 46-Jährigen eigentlich nur noch ihr Kater, und auf die Familie kann das Multi-Talent immer zählen, wenn es um große Projekte geht.
Ein solches ist sicher ihr Erstlingsroman "Kaktussi", den sie am vergangenen Freitag im Lesecafé der Rödermärker Stadtbücherei vorgestellt hat. Seit dieser Woche ist das Buch käuflich zu erwerben, und der Stolz ist Distler-Bäcker anzusehen, wenn sie "ihr Baby" in den Händen hält. Ansehnlich ist es geworden, das Titelbild, und das Beste daran: Alles ist komplett selbst gemacht und zudem ein echtes Gemeinschaftsprodukt der ganzen Familie.
Die Autorin ist im hiesigen Landstrich eigentlich als "Tonfrau" ein Begriff. Viele Kreisbewohner kennen sie aus den Töpferkursen, die sie in den Schulferien im Töpfermuseum Urberach anbietet. Das Schreiben war jedoch schon immer ihr Ding, hat sie doch schon als Kind gerne Geschichten erdacht und notiert.
Da ist es kein Wunder, dass diese kreative Begabung jetzt in gebundener Form vorliegt. "Das Buch hat sich von allein geschrieben", erzählt Distler-Bäcker. Die Geschichten spuken seit Jahren in ihrem Kopf herum. "Ich erlebe so viele komische Dinge, die mussten einfach mal aufgeschrieben werden", erzählt sie und gibt freimütig zu, dass autobiografische Züge nicht ganz von der Hand zu weisen sind.
Das Manuskript zu "Kaktussi" hat Distler-Bäcker schon vor fast drei Jahren fertig gestellt. Geschrieben auf dem uralten Laptop ihres Großvaters (ausgestattet mit Windows 95!), gespeichert auf einer alten Floppi-Disc, tingelte die Verfasserin der Frau-trifft-Mann-Geschichte seitdem erfolglos damit durch die Gänge der Buchmesse, verschickte das Manuskript an zahlreiche Verlage - und bekam Absage über Absage.
"Irgendwann habe ich beschlossen, mein Buch im Selbstverlag herauszugeben", erklärt die vielseitig Begabte. Das Strickmuster: Der Verlag übernimmt den Druck des Buches, allerdings muss der Autor alles selbst machen, vom Satz über die Korrektur und den Klappentext bis hin zum Titelbild. "Ich allein wäre damit komplett überfordert gewesen", erklärt Distler-Bäcker. Zum Glück aber konnte die Autorin auf die Hilfe ihrer Familie zählen: Ihr Mann Michael übernahm die technische Umsetzung - inklusive der Herausforderung, die Daten von der altertümlichen Diskette auf einen modernen Computer zu übertragen. Die 17-jährige Tochter Anna ziert das Cover und lieferte sogar die Idee für den Titel.
"Kaktussi" - das Wortspiel geht fraglos ins Ohr, sodass sich der Leser sogleich die Frage stellt: Wer ist diese Frau, deren Geschichte auf 258 Seiten erzählt wird? "Ich wollte nicht über die Karrierefrau schreiben, die neben ihrem Job in einer Großbank drei vorbildlich erzogene Kinder hat, täglich ihren makellosen Körper im Fitnessstudio stählt und auch noch einen piekfeinen Haushalt führt, in dem sie selbst putzt und biologisch wertvolles Essen zubereitet", meint die Autorin augenzwinkernd.
Nein, Liz ist eine dieser ganz normalen Frauen, die mit ihrem Alltag ein Stück weit überfordert sind. Sie ist nicht nur kinderlos, sondern auch schusselig, unsportlich, vergesslich, launisch und alles andere als perfekt - und die Sprache, in der die Schreiberin dies alles zu Papier gebracht hat, ist herzerfrischend, herrlich komisch und macht die Geschichte zu einem kurzweiligen Leserlebnis. Stolz lächelt Petra Distler-Bäcker beim Gedanken an "ihre Kaktussi" und verrät schon jetzt: Die Fortsetzung des Romans ist bereits in Arbeit - und wird dieses Mal garantiert mit Hilfe eines modernen Computer in Reinform gebracht.
Die nächste Autorenlesung von Petra Distler-Bäcker findet am Donnerstag,
21. Mai, ab 19 Uhr bei "Der etwas andere Friseur", Dudenhöfer Straße 27, in Jügesheim statt. "Kaktussi" ist im E-Publi-Verlag erschienen, kostet 12 Euro und kann direkt bei der Autorin gekauft werden.
Bericht aus der Offenbach Post
Tonkünstlerin schreibt Buch
Dudenhofen - Die Kinder aus der Freiherr-vom-Stein-Schule in Dudenhofen oder der Rödermärker Ferienspiele kennen Petra Distler-Bäcker als Handwerkerin. Seit 2003 gibt sie Töpferkurse. Von Michael Löw

© Löw
Ein wahres Computer-Fossil ist der Laptop, auf dem Petra Distler-Bäcker ihr erstes Buch geschrieben hat. Der Rechner hat ähnlich viele Macken wie die Hauptperson des Romans - aber darüber kann sie nur lachen.
Doch ihre Finger können nicht nur Ton kneten, sondern flogen auch monatelang über die Tastatur eines Uralt-Computers. Der spuckte - wenn auch nur nach gutem Zureden - ihren ersten Roman aus: „Kaktussi“. Am 20. März stellt die Rodgauerin ihn in Rödermark vor.
Die „Kaktussi“ - das ist Liz Schneider. Petra Distler-Bäckers 38-jährige Antiheldin katapultiert sich von einer schrägen Situation in die nächste. Die Chance zu entrinnen? Gleich Null. Kein Wunder also, dass Männer Liz Schneider weder rote Rosen noch schwülstige E-Mails, sondern Kakteen schicken. Schusselig, unsportlich, vergesslich, launisch und hypochondrisch ist die Hauptperson. Ihre resolute Mutter Berta will verhindern, dass die Tochter als alte Jungfer endet - das Wort Singlefrau hält sie für neumodisches Geschwätz - und fahndet nach verkupplungsfreudigen Männern, die vorzeigbar sind.
Seit Arzthelferin Liz nämlich in einer noblen radiologischen Praxis ihre Brötchen verdient, hätte die Frau Mama gerne einen aufstrebenden Jungmediziner zum Schwiegersohn. Petra Distler-Bäcker hat ebenfalls Arzthelferin gelernt. Ist sie am Ende die „Kaktussi“? Den Verdacht weist die 46-Jährige laut lachend von sich. Nein, einen autobiographischen Roman habe sie nicht geschrieben. Aber ihr ursprünglicher Beruf - den sie 2003 aufgab, um als selbständige Keramikgestalterin zu arbeiten - lieferte Ideen. Im Wartezimmer haben die Leute ja Zeit zum Reden. Auch als Kunstdozentin bekommt sie einiges zu hören. Diverse Bekannte finden sich also mit ihren im Buch wieder. Aber stets so, dass die Autorin sie nicht blamiert. Auch der chaotische Fahrradausflug, den Petra Distler-Bäcker am 20. März vorliest, hat sich von Kleinigkeiten abgesehen so abgespielt.
Vier Jahre brauchte es von der ersten Idee zum Druck. „Das Schreiben war nicht das Aufwändigste“, erzählt Petra Distler Bäcker. Mit ihrer Familie kümmerte sie sich um Titelgestaltung, Korrektur, Druck und Vermarktung. Das Titelbild, eine kopflose Frau mit Karokleid und einem Kaktus in den Händen, ist eine Idee ihrer Tochter Anna (17). Ihr Mann Michael war der Technik-Chef und fand für jede Macke des über 20 Jahre alten Laptops eine Lösung. Er spürte zum Beispiel einen Computerfreak auf, der die ersten, noch auf Floppy gespeicherten Textfragmente auf eine ordentliche Festplatte rettete. Welcher Verlagslektor wüsste auch mit einer Floppy-Disc noch etwas anzufangen?
Der Steinzeit-PC war vor Jahren ein Weihnachtsgeschenk ihres Vaters. Daher käme Petra Distler-Bäcker nie auf den Gedanken, das gute Stück gegen ein 399-Euro-Sonderangebot vom Media-Markt einzutauschen. „Ich bin doch nicht blöd, sondern ein Sparbrötchen“, wandelt sie dessen Reklame ab und bekennt: „Bevor ich mir einen neuen Computer kaufe, schreibe ich lieber mit der Hand.“ Von den Computermacken noch mal kurz zurück zu den Macken der Liz Schneider. „Eigentlich findet man die Person blöd“, sagt Petra Distler-Bäcker. Aber am Ende muss man sie mögen. „Heinz Becker-Effekt“ heißt das in Anspielung an Gerd Dudenhöffers Kultfigur.